Bauvorhaben: Klimaholzhaus-Wohnensemble in Nürtingen
Bilder: Fotografie Uwe Röder, Bischweier
Architektur: Gerhard Stolz Architekten & Ingenieure, Neidlingen
Holzbau:
Zimmerei Krämer GmbH & Co. KG, Nürtingen
Fertigstellung: 2019
Gründe um mit Holz zu bauen, gibt es genug: Holz kann unter umweltfreundlichen Bedingungen im Ökosystem Wald produziert werden. Die Herstellung von Bauprodukten aus Holz erfordert weit weniger Energie als beispielsweise das Bauen mit Ziegel oder Beton und ist nahezu klimaneutral. Denn bei stofflicher Verwendung von Holz bleibt schliesslich auch das bei seinem Wachstum aufgenommene Kohlendioxid langfristig gebunden. Zudem garantiert das System Klimaholzhaus „made of Ligno®“ hohe Qualität und Präzision in der Ausführung und somit einen stabilen Werterhalt für die Immobilie.
Der Entwurf des Doppelhaus-Ensembles stammt von Ann-Kathrin Stolz – Architektin im Architekturbüro Gerhard Stolz. „Das beste Ergebnis wird erzielt, wenn Architekten, Holzbaubetrieb und Bauteilhersteller von Anfang an in gutem Kontakt stehen, um Entwurfs-Ideen und Bauherren-Wünsche bestmöglich umzusetzen", so Ann-Kathrin Stolz.
Auf dem rund 900 m² grossen Grundstück, platzierte die Architektin zwei zueinander versetzte Holzgebäude. Auf das konventionell betonierte Kellergeschoss mit Tiefgarage wurde entlang der Strasse ein langgestrecktes Holzhaus mit durchgehendem Satteldach errichtet. Dahinter – dem Landschaftsschutzgebiet mit seinen weiten Streuobstwiesen zugewandt – folgt ein dreigeschossiges Flachdachgebäude. Mit den gegensätzlichen Haustypen vermittelt Ann-Kathrin Stolz zwischen der ortstypischen Bauart nördlich des Grundstücks und einem in den 1990er-Jahren entstandenen, städtisch anmutenden Mehrfamilienwohnhaus im Süden. Das 18 Meter lange Satteldachgebäude bekam ein homogenes Kleid aus anthrazitfarbenen Faserzementplatten. Der Flachdachbau hält sich mit weiss verputzten Aussenwänden gestalterisch eher zurück und nimmt nur in Teilen die graue Fassadenverkleidung auf.
Einige wenige Fensteröffnungen sind an den Gebäudelängsseiten platziert, an den Giebelseite in Richtung Süden hingegen öffnen sich die eingerückten Fassaden nahezu vollständig verglast der fantastischen Aussicht auf die Silhouette der Schwäbischen Alb. Zwischen den beiden Gebäuden bildet eine nach Norden und Süden verglaste Erschliessungsspange mit Treppenhaus und gläsernem Aufzug eine harmonische Verbindung. Dieser Mittelteil wurde als massiver Sichtbetonkern errichtet.
Anders als in der Stadt ist grosszügiges Wohnen auf dem Land noch möglich, die Grundstücke sind in der Regel günstiger. So musste auch in Nürtingen nicht zwangsläufig platzsparend gebaut werden.
Bernhard Krämer und seine Familie geniessen die Grosszügigkeit ihrer Maisonette-Wohnung, die sich über OG und DG des Satteldachhauses erstreckt. Im Zentrum steht der gemütliche Wohn-Essbereich mit der offenen Küche, wo das gemeinsame Familienleben stattfindet. Über die offene Galerie besteht vom Wohnzimmer aus Sichtbezug bis unter die Dachschräge. Eine interne Treppe erschliesst das DG von der Diele aus. Kinderzimmer, Schlafzimmer und Bad ergänzen das Raumprogramm als private Rückzugsbereiche. Im Dachgeschoss befinden sich ein grosses Studio, ein Büroraum sowie ein zweites Bad.
Die Lignotrend Deckenbauteile zeigen ihre endfertigen Echtholzoberflächen in heller, astfreier Weisstanne. Das edle Material trägt wesentlich zum Wohlgefühl von Wärme und Naturverbundenheit bei, das die Innenräume vermitteln. Aus den Stämmen dieser im Schwarzwald heimischen Tanne wird in einem besonderen Einschnitt und Weiterverarbeitungsverfahren das Rohmaterial für die Sichtoberflächen gewonnen. Die Verarbeitung
zu astfreien Qualitäten ist eine Spezialität von Lignotrend: Aststellen werden in der Fertigung ausgekappt, die Abschnitte zu hochwertigen Lamellen zusammengesetzt. So entsteht eine besonders edle Holzoberfläche, die moderne, elegante und besonders leicht wirkende Holzbau-Architektur frei von Rustikalität möglich macht.
Aufgrund der verbauten Holzmasse fördert in Gebäuden made of Ligno® bereits der besondere Elementaufbau ein physiologisch günstiges Raumklima, das Atemwegsbeschwerden und Allergien vorbeugt. Die Klimaholzhaus-Bauweise ist diffusionsoffen, das heisst die luftdichte Gebäudehülle ist für Wasserdampf durchlässig. So regulieren die Aussenbauteile den Wärmehaushalt des Hauses, halten im Sommer die Wärme draussen und im Winter drinnen. Ausserdem wirkt das durch speziellen Aufbau besonders raumklimawirksame Massivholz der Lignotrend-Elemente in der kalten Jahreszeit trockener Raumluft entgegen, indem die im Sommer gespeicherte Luftfeuchte im Winter auf natürlichem Wege wieder nach innen abgegeben wird.
Die Dachgeschoss-Wohnung im Flachdachbau visà-vis wird von Bruder Hansjörg und seiner Lebensgefährtin bewohnt. Auch diese Wohnung ist als Maisonette mit interner Wendeltreppe angelegt. Während sich im OG ein Arbeitszimmer und ein zweites Bad befinden, dreht sich im DG alles um den zusammenhängenden Wohn-Essbereich, der herausragende Wohnqualität bietet: Der Raum erstreckt sich über die gesamte Hausbreite und wendet sich mit raumhohen Glasschiebetüren der riesigen Terrasse zu.
Die Küche ist einzeilig an der Schmalseite des Raumes angeordnet. Schlafzimmer mit Ankleidezimmer und ein komfortables Wohn-Bad ergänzen das Raumprogramm auf dieser Etage.
„Wer heute baut sollte immer auch die Entwicklung in der Zukunft im Blick haben. Darum war uns Flexibilität in der Grundrissgestaltung sehr wichtig“, betont Bernhard Krämer. Die Dachgeschosswohnung kann als autarke Einheit genutzt werden, da sie zudem über das zentrale Treppenhaus erreichbar ist. Die Erdgeschosswohnungen haben die Brüder vorausschauend für ein späteres Mehrgenerationenwohnen barrierefrei vorbereitet.
Auch effektiver Schallschutz ist eine lohnende Investition in die Zukunft: Die Ansprüche der Nutzer sind in Sachen Ruhequalität mit den Jahren gestiegen und gerade im Mehrfamilienhaus will niemand die Gehgeräusche der Familie im Geschoss darüber oder die Gespräche jenseits der Wohnungstrennwand hören. Lignotrend orientiert sich beim Aufbau seiner Trenndecken und Trennwände darum nicht an der DIN, die nur Mindestanforderungen erfüllt, sondern am vom Informationsdienst Holz definierten Höchststandard „Komfort“, der auch die Minimierung der tieffrequenten Geräuschübertragung fordert. Die Geschossdecken made of Ligno trennen im Haus Krämer die Wohneinheiten mit höchstem Schallschutzniveau.